Faszienmanipulation

Die Fasziale Manipulation ist eine manuelle Therapiemethode, die von dem norditalienischem Physiotherapeuten Luigi Stecco entwickelt wurde. Diese Methode hat sich in den letzten 40 Jahren sowohl durch viele wissenschaftliche Studien bei Mensch und Tier, als auch durch die praktische Anwendung bei der Behandlung von muskuloskelettalen Problemen stetig weiterentwickelt.

Im Fokus der Therapie steht die Faszie, insbesondere die tiefe Körper-Faszie. Das myofasziale System wird als ein dreidimensionales Kontinuum betrachtet, das den gesamten Körper durchzieht.

Faszien bestehen aus wellenförmig angelegten kollagenen Fasern und elastischen Fasern in verschiedenen Schichten und jede dieser Schichten hat eine andere Ausrichtung. Aufgrund der Wellenform kann die Faszie auseinandergezogen werden und aufgrund der elastischen Fasern kann sie in ihre ursprüngliche Form zurückkehren.

Das subkutane Bindegewebe bildet eine sehr elastische und gut verschiebliche Schicht bzw. Membran zwischen den einzelnen Faszienlagen, die wichtig ist für die Thermoregulation, Stoffaustausch und den Schutz von Nerven und Gefäßen, wohingegen die tiefe Faszie die Muskeln bis zu ihrem Ansatz am Knochen umhüllt.

Es besteht die Vermutung, dass die dicht innervierte Faszie in einer Art Ruhespannung verharrt, die durch die Muskelfasern hervorgerufen wird, die mit dieser eng verbunden sind. Durch diese Ruhespannung oder auch „Basal-Tonus“ der Faszie sind die freien Nervendigungen und Rezeptoren quasi sensibilisiert jedwege Spannungsänderung und somit auch jede Art von Bewegung wahrzunehmen.

 

Die Faszienmanipulation steht für ein ganzheitliches biomechanisches Modell, welches in der Lage ist, die Rolle der Faszie bei muskuloskelettalen Störungen und Dysfunktionen zu entschlüsseln.

Der Fokus der Methode liegt auf der Identifikation und dem Aufspüren von lokalen, spezifisch veränderten Bereichen der Faszie (Densifikationen oder Verdichtungen) in Kombination mit spezifisch dazugehörigen Einschränkungen der Bewegung. Ist eine schmerzhafte Bewegung in Zusammenhang mit der dazugehörigen faszialen Verdichtung identifiziert, so wird diese mit einer geeigneten faszialen Manipulation behandelt und so die freie Verschieblichkeit der Faszienschichten und Beweglichkeit wiederhergestellt.

Durch die Analyse der muskuloskelettalen Anatomie konnte Luigi Stecco den Körper in 14 Segmente einteilen. Jedes dieser Körpersegmente wird von 6 „myofaszialen units“ (myofasziale Einheiten) versorgt bzw. bewegt, die jeweils aus Muskeln, sowie deren tiefer Faszie und dem Gelenk welches diese „units“ in einer Richtung einer Ebene bewegen, bestehen.

Während Teile der Faszie mit dem Knochen verbunden bzw. an ihm verankert sind, so können andere Faszienteile frei gleiten. Der bewegliche Teil der Faszie erlaubt muskulären Zug und die myofaszialen Vektoren konvergieren in einem spezifischen Punkt, den Stecco als das vektoriale Zentrum oder als Center of Coordination (CC) bezeichnet. Das CC ist dort lokalisiert, wo sich der Summen-Vektor der Durchführung einer Bewegung befindet. Die 6 verschiedenen Bewegungsrichtungen, die innerhalb von 3 Bewegungsebenen möglich sind, werden selten isoliert durchgeführt, sondern meistens kombiniert. Um diese komplexen Bewegungen zu koordinieren, gibt es spezifische Punkte, die in den Faszien, häufig in den Retinakulae, liegen und denen Stecco den Namen „Center of Fusion“ (CF) gegeben hat.

Tiefe Massage dieser speziellen Zonen (CC und CF) zielt auf die Balancierung des faszialen Gleichgewichts ab.

Die Komplexität der körperlichen Aktivität ist zum Teil bestimmt durch gekreuzte und synchronisierte Bewegungen zwischen den Extremitäten und dem Rumpf, sowie durch eine enorme Variabilität der Bewegungsmuster gekennzeichnet  Immer wenn ein bestimmter Körperabschnitt sich im Raum bewegt, entsteht ein myofasziales Spannungsmuster in den korrespondierenden Faszienketten. Rezeptoren innerhalb der Faszie werden erregt und erzeugen genaueste Informationen über die Richtung der Bewegung.

Jede Behinderung des Gleitens der Faszie könnte diese afferenten Impulse stören und verändern und folglich zu unkoordinierten Bewegungen führen.

Man kann daher die Hypothese aufstellen, dass die Faszien für die Propriozeption und die periphere Bewegungskontrolle eng mit dem zentralen Nervensystem zusammenarbeiten.

Die Faszienmanipulation bei Tieren (animal fascial manipulation oder AFM) wurde und wird wesentlich von den beiden Finnen Tuulia Luomala und Mika Philman entwickelt.

 

Literatur:

Luomala, T.; Philman, M. (2017): A practical guide to fascial manipulation. Elsevier Verlag

Stecco, L.; Stecco, A. (2016): Fasziale Manipulation. Odnova-Med Verlag

Ich freue mich, Ihr Tier in seiner Gesamtheit wahrzunehmen!